Startseite

Image by Peggy und Marco Lachmann-Anke from Pixabay

Im Worst Case: Bewusste Entscheidung für eine Existenz als Lebenskünstler?

Eva, die sich gegen ein Studium der Germanistik auf Lehramt entschieden hat, sagt zu ihrer besten Freundin:“Ich habe keine Lust, den ganzen Tag angegafft zu werden, und mir passt es nicht, wie die meisten Schulen ticken. Lieber ist es mir, ein vorübergehendes oder dauerhaftes berufliches Provisorium schaffen zu müssen und weniger Geld zu haben.“

Dem Germanistik-Studium wird häufig nachgesagt, vergleichsweise leicht zu bewältigen zu sein. Je nachdem, welches Hauptfach (Germanistische Linguistik, Mediävistik oder Neuere deutsche Sprache und Literatur) man belegt, man das auch zutreffen. Während in den ersten paar Semestern die besonders unmotivierten Studenten ausgesiebt werden – hier ist nämlich pures Pauken angesagt – kann man sich in späteren Studienabschnitten ganz auf die eigenen Vorlieben konzentrieren, seien es Semantik oder die deutsche Literatur des Hochmittelalters.

Auf dieser Website soll es aber weniger um die Studieninhalte selbst gehen, sondern vielmehr um die Frage, die zahlreiche Studenten quält, die nicht auf Lehramt studieren und deshalb auch kein klar definiertes Berufsbild vor Augen haben:

[toc]

Was mache ich nach dem Germanistik-Studium?

Eine coole Antwort auf diese Frage war zur Studentenzeit der Autorin: „Dann lebe ich nach dem Studium halt in einem Schuhkarton.“ Die Autorin dieses Ratgebers hat selbst Germanistik studiert und diverse Bereiche ausprobiert. Sie berichtet auf dieser Website von ihren zahlreichen Erfahrungen. Als sie selbst noch Studentin gewesen ist und einmal in eine neue Bude eingezogen ist, hat ein Hausmeister auf Beantwortung der Frage nach dem Studienfach hin einfach trocken gesagt: „Brotlose Kunst“. Zwar ist die Autorin nach wie vor keine Millionärin, doch sie hat immer noch viel Spaß bei ihrer Arbeit, kann davon leben, und die Germanistik findet in ihrem Berufsalltag auch immer noch auf unterschiedliche Art aktive Anwendung. Deshalb will sie sich mit diesem Webprojekt an so manchen besorgten Berufseinsteiger wenden und diesem mit hilfreichen Ratschlägen beiseite stehen.

„Aber einen Taxischein hast du schon?“ Solche und ähnliche doofe Sprüche dürfen sich angehende Germanistik-Absolventen anhören. Glücklicherweise leben wir im Internetzeitalter, sodass es für ehrgeizige und talentierte Germanisten nicht schwierig ist, sich einen Job beispielsweise als Online-Redakteur, Content Manager oder Texter zu angeln.

Absolventen der Germanistik gibt es wie Sand am Meer – finde dein Spezialgebiet!

Hast du dich am Anfang deines Studiums auch über die zahlreichen Kommilitonen gewundert? Im Laufe der Semester werden es zwar weniger Studenten, doch die Germanistik ist dennoch ein Fach, das gern zum Abschluss gebracht wird. Um sich später auf dem Berufsmarkt durchsetzen zu können, sind deshalb nicht nur tolle Leistungen und Hard- und Soft Skills gefragt, sondern es macht sich auch bezahlt, die eine oder andere berufliche Erfahrung zu sammeln, etwa in Form einer Werkstudententätigkeit mit Praxisbezug oder anhand eines Praktikums. Auch mehrere Praktika und Werkstudentenstellen in unterschiedlichen Bereichen können nicht schaden. Auch musst du dich nicht auf eine Stelle à 20 oder 40 Wochenstunden festlegen: Bereits anhand eines längerfristig ausgeübten Minijobs, etwa einer Stelle, in der du Produktbeschreibungen für einen Online-Shop formulierst, kannst du dein Talent belegen. Im Folgenden wollen wir dir noch einige weitere Möglichkeiten vorstellen, anhand derer du als Germanist in bestimmten Branchen Fuß fassen kannst, entweder bereits während des Studiums im Rahmen einer Festanstellung oder selbstständigen Tätigkeit oder auch als Position nach Abschluss des Studiums.

Beispiele aus dem Alltag als Germanist

  • Die berufliche Realität als Texter. Für den Beruf des Freien Texters gibt es kaum Einstiegshürden: Entweder man ist dazu in der Lage, gute Texte zu schreiben, oder eben nicht. Meist wird zum Einstieg mindestens eine Textprobe gefordert, während kaum jemand nach dem Abschlusszeugnis von der Uni fragt. Dass Germanisten meist gut texten können, ist kein Geheimnis. Die Autorin hat diverse Möglichkeiten ausprobiert, als Texterin Geld zu verdienen und stellt dir lukrative Einnahmemöglichkeiten vor.
  • Lektor: Eine vielfältig und häufig falsch verwendete Berufsbezeichnung. Als Absolvent der Germanistik ist man in den meisten Fällen hervorragend als Korrektor geeignet, als Lektor hingegen vor allem dann, wenn das Fach Germanistik im Zentrum steht. In diesem Fall muss man aber entweder über glänzende Abschlussleistungen oder über eine Promotion verfügen. Während der Bereich des Lektorats bei so manchem Studenten kein besonders gutes Image genießt („Ich möchte später einmal nicht in einem Lektorat versauern“), können sich andere Germanisten sehr gut vorstellen, bis an ihr Lebensende in diesem Beruf tätig zu sein. Die Texte anderer Menschen zu lesen, kann nämlich sehr inspirierend sein, auch dann, wenn man nebenberuflich zusätzlich als Texter aktiv ist.
  • SEO: Für die Agenturen für Suchmaschinenoptimierung (SEO) sind die Germanisten ein gefundenes Fressen: Sprach- und Literaturwissenschaftler schreiben einwandfreie und häufig recht originelle Texte und haben einfallsreiche Ideen, die sich im Bereich der Suchmaschinenoptimierung – ob im Onpage- oder im Offpage-Bereich – sehr gut in die Praxis umsetzen lassen. Doch der Bereich der SEO hat natürlich auch zahlreiche Schattenseiten, über die wir euch berichten wollen.
  • Redakteur: Ein klassischer Einsatzbereich für Germanisten, der häufig über ein Volontariat beschritten wird, ist der des Redakteurs. Hier ist jedoch meist umfassendes Zusatzwissen gefragt: Beispielsweise wird die Kenntnis bestimmter Software oder Tools erwartet, und außerdem musst du über Branchenwissen in bestimmten Bereichen verfügen. Hobbys, private Projekte und Studentenjobs können dir dabei helfen, dir einen Fundus an Wissen anzueignen, sodass du für diverse Bereiche einsetzbar bist. Darüber hinaus können Referenzen als Selbstständiger ein Sprungbrett in eine Festanstellung als Redakteur in einem bestimmten Bereich sein.
  • Nachhilfelehrer: Wer das Wissen aus Schule und Uni noch nicht vergessen hat, der kann dieses in Form von Nachhilfestunden an Schüler und Studenten weitergeben. Wenn du die Nachhilfestunden mehr als semiprofessionell betreiben möchtest, kannst du ein eigenes Business eröffnen.
  • DAF: Du hast Freude daran, Menschen, die nicht aus Deutschland kommen, die deutsche Sprache beizubringen? Dann bist du in diesem Bereich, der auch als gesondertes Studienfach angeboten wird, goldrichtig! Wichtig ist auf jeden Fall, dass du dazu in der Lage bist, die deutsche Gegenwartssprache mit den korrekten Fachausdrücken zu beschreiben.
  • Erwachsenenbildung: Solltest du ein besonders begabter Redner sein, so bietet es sich für dich an, Rhetorik-Seminare zu halten. Die Bandbreite an Ideen für Seminare im Rahmen der Erwachsenenbildung ist schier unerschöpflich. Wenn du dich für diesen Bereich begeistern kannst, fällt dir bestimmt die eine oder andere neuartige Idee ein, die dein Alleinstellungsmerkmal werden kann!

Germanisten können druckreif sprechen und aufgrund der zahlreichen Seminararbeiten an der Uni auch meistens schnell tippen. Deshalb kann ein Job als Sekretärin für den Übergang die Einnahmequelle sein.

Image by Clker-Free-Vector-Images from Pixabay

Weitere Bereiche für Germanisten wie DaF

Im Rahmen meiner freiberuflichen Mitarbeit für eine Sprachenschule (Erstellung von Beispieltexten) habe ich festgestellt, dass es gar nicht so leicht ist, Content zu produzieren, der zu einem bestimmten Wortschatz passt (z. B. B1 mit begrenztem Wortschatz wie in den Listen des Goethe-Instituts). An dieser Stelle sei gesagt: Wer Lust hat, ausführlich über die eigenen Erfahrungen als DaF-Experte zu berichten, kann gern einen ausführlichen Gastbeitrag liefern.

Der Notfall ist eingetreten – mit welchen sonstigen Jobs du als Germanist deine Brötchen verdienen kannst

Wenn es in all den oben genannten Bereichen nicht geklappt hat, dann musst du nicht gleich verzweifelt zur Arbeitsagentur rennen und auf Hartz IV festsitzen bleiben: Es gibt zahlreiche Berufe, in denen eine wortgewandte Ausdrucksweise sowie eine perfekte Art zu schreiben gefragt sind. Beispielsweise seien die folgenden Bereiche genannt:

  • Callcenter Agent bzw. Customer Support: Für die Kunden hast du stets ein offenes Ohr und berätst diese kompetent und in perfektem Deutsch? Allerdings ist dieser Job vor allem für Quasselstrippen geeignet, ist also eher nichts für introvertierte Gemüter.
  • Bürokraft: Du bist flink an der Tastatur und produzierst dabei tadellose Texte. Auch am Telefon überzeugst du mit einwandfreier Rhetorik und machst damit einen kompetenten Eindruck. Nicht geeignet ist ein konventioneller Bürojob, also im Assistenz-, Sekretariats- oder Empfangsbereich für dich, wenn dir sofort ein Zacken aus der Krone bricht, sobald du einen Stapel Akten für einen Anwalt kopieren oder einmal Brötchen für die Notare holen sollst.

Klar ist, dass sich Jobs wie die beiden oben genannten in den meisten Fällen nur für den Übergang eignen. Denn wer absolviert schon ein 9-semestriges Studium an einer Uni, um schließlich in einem Beruf zu versauern, den selbst so manche Leute satthaben, die die entsprechende Berufsausbildung absolviert haben? Auch die Integration in ein entsprechendes Team kann sich schwierig gestalten, vor allem dann, wenn du eine Vollzeitstelle antrittst und daraufhin in Rechtfertigungsnöte gerätst, warum du denn keinen Job gefunden hast, der deiner Qualifikation entspricht.

Selbstständig als Germanist

In sehr vielen Fällen sind Absolventen der Germanistik nach Abschluss des Studiums oder nach ein paar Jahren der Festanstellung selbstständig. Auch für diese Situation wollen wir dir einen Guide an die Hand geben, wie etwa die 15 goldenen Regeln für die Neukundenakquise. Doch die Selbstständigkeit gelingt nicht in jedem Fall, da man vor allem in diesem Bereich auf starke Konkurrenz stößt: Lektorate unterbieten einander mit ihren Preisen, und zahlreiche Texter bewerben sich auf eine einzige Stelle oder auch nur einen Mini-Auftrag, sodass man mit einem prekären Stundenlohn zu rechnen hat. Auch Zeiten der Akquise müssen einberechnet werden.  Außerdem gilt es, Leerlaufzeiten zu eliminieren, sodass der Verdienst pro Stunde maximiert werden kann.

Finde deine eigene Nische

Anders als in den bekannten Katalogberufen gilt es für den Germanisten, auf eigene Faust nach einer geeigneten Sparte zu suchen, auf die man sich spezialisieren und von der man langfristig leben kann. Die Suche nach einer solchen Nische kann sogar mehrere Jahre lang dauern. Aber hat man sie einmal gefunden, kann man sich einen Namen in dem jeweiligen Bereich machen. Doch man muss stets am Ball bleiben. Legt man etwa einmal ein Sabbatical ein, kann sich die Rückkehr in die Selbstständigkeit komplex gestalten.

Ausblick für deine Berufspraxis und deinen Berufseinstieg

  • Wenn du bereits vor Abschluss deines Germanistik-Studiums eine Festanstellung gefunden hast, dann hast du möglicherweise Glück: Dir gefällt die Stelle so gut, dass du viele Jahre, möglicherweise sogar deine ganze Laufbahn dort verbringst. Vielleicht wechselst du die Position und/oder den Betrieb das eine oder andere Mal, aber Phasen der Arbeitslosigkeit werden sich selten bis nie blicken lassen.
  • Vielleicht gehörst du aber auch zu den eher schwierigen Kandidaten: Das Thema Selbstverwirklichung spielt in deinem Leben eine wichtige Rolle, und du hast das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn du lange Zeit in einer Position verharrst. Möglicherweise bist du nebenberuflich als Texterin oder Lektorin selbstständig und möchtest diesen Status auch nicht aufgeben, was so manchem (potenziellen) Arbeitgeber ein Dorn im Auge ist. Wenn du nach Beendigung einer Festanstellung in Kontakt mit der Arbeitsagentur gerätst, dann wird dies komplexe Rechnereien nach sich ziehen, da du bei einer nebenberuflichen Selbstständigkeit nachweisen musst, wieviel du jeden Monat verdienst. Auch bringt diese Art der Selbstständigkeit bei Halbtags-Arbeitslosigkeit mit sich, dass du den einen oder anderen Monat auf ALG I verzichten musst, da umfassende Bürokratie eine rasche Antragsbearbeitung erschwert.
  • Oder du bist ausschließlich selbstständig. Dann kannst du entweder zu den Glücksfällen gehören, die ohne jegliche Probleme von ihrer Selbstständigkeit leben können. Oder aber du lebst von der Hand in den Mund, weißt nicht recht, wie du die Sache mit dem Marketing angehen sollst und wieviel Geld du monatlich in Werbung investieren musst.

All diese Themen werden auf dieser Website behandelt. Du hast etwas beizutragen, oder dir fehlen bestimmte Themen? Gern kannst du uns eine E-Mail schicken, in der du uns mitteilst, zu welchem Thema wir für dich recherchieren sollen.